24. März 2011

Was bisher geschah....

Hallo liebe Leser,

nach nunmehr fast einem Jahr und jeder Menge Langeweile, weil die Semesterferien endlos lang erscheinen, wollte ich mal wieder ein kleines Update geben.

Wie geplant habe ich angefangen Jura zu studieren. Die Studienzeit war zu Beginn extrem stressig, da Studieren ein ganz neues System erfordert. Selbstdisziplin und eigenständige Organisation bieten aber auch einen ganz anderen Grad an Freiheit und Unabhängigkeit.  Die Befürchtungen, dass ich in den USA wichtige Gehirnfunktionen verloren hätte, haben sich zum Glück nicht bestätigt. 
Es ist so schön, dass man an der Uni ungezwungen und ungebunden ist. Ich fühle mich frei und von den Leuten sehr gemocht. Das Studium an sich habe ich ja überwiegend aus rationalen Erwägungen begonnen. Ein Grundinteresse war wie in fast allem natürlich gegeben, was über dem Mangel an Kreativität und Schönheit nicht hinweghilft.

Dementsprechend war das erste Semester sehr durchwachsen. Zwischen Höhenflügen im Strafrecht, Hassattacken im Privatrecht und einem neu entwickelten Interesse im öffentlichen Recht habe ich mir langsam ein Gleichgewcht aufbauen können. 
Ganz besonders gefällt mir jedoch Rechtsenglisch. Dieses Fach gab mir auch den richtigen Motivationsschub für die Zukunft. Ich möchte so viel es geht international tätig sein und werde deshalb neben zahlreichen englischen Seminaren auch ein Auslandssemester anstreben. In diesem Fach fühle ich mich einfach zu Hause.

Ich habe lange Zeit gehadert, ob ich wieder in einen Chor gehen sollte. Zu groß war der Schmerz und die Angst mich wieder zu verlieben, aber letztlich fehlt die musikalische schöne Essenz in meinem Leben und deswegen werde ich wohl bald wieder singen.

Aber wie erging es mir sonst so? Die ersten zwei Monate und gerade jetzt wo der Frühling wieder kommt fühle ich mich total in die Aupairzeit zurückversetzt. Es ist wirklich kein Tag vergangen an dem ich nicht zurückdenke. Ich träume so oft von Alix. Es war als wäre mir mein eigenes Kind weggenommen worden. Wenn ich an sie denke, an ihre Stimme, an unsere Erlebnisse, dann werde ich furchtbar traurig. Das war mehr als nur Babsysitten... umso gemeiner ist es, dass ich mich nie verabschieden durfte...

Bei diesem schönen Wetter denke ich aber auch ans Fitnessstudio. Diese zwanghaften Egotrips. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so ekelerregend in meiner Haut gefühlt. Zuerst pummelig und dann muskulös. Ein stählernder Hintern, Oberschenkel wie Berge, Bi- und Triceps mit denen ich Traktorreifen hätte umwälzen können.... Aber ich habe es gebraucht. So viel Langeweile und das andauernde Gefühl zu dick zu sein. Es waren reine Egotrips. 
Von den attraktiven Muskelmännern wurde ich permanent angeflirtet und von den Frauen bewundert und beneidet. Das tat dem Ego sooo gut. Ich habe unglaublich hart trainiert und fühlte mich blendend. Sobald ich das Studio jedoch verließ fühlte ich mich elendiger als zuvor. Ein Teufelskreis....

Nun, fast 10kg leichter ganz ohne Sport nur mit gescheiter Ernährung, bin ich wohl auf ewig dem Kalorienzählen unterworfen. Ganz New York ist in dieser Hinsicht krank gewesen. Im Fernsehen, Zeitschirften, im Radio, auf der Straße, überall waren diese bösartigen Zahlen. Und leider ist es gerade jetzt so, dass ich mich genauso unwohl wie damals fühle, was allerdings nur an dem Wetter liegt, das alle alten Erinnerungen lebendig macht.

Was ich sehr vermisse sind die Amerikaner. Die Männer waren so locker und offen, sodass man sich schnell als was Besonderes fühlte. Hier ist es leider so, dass man egal wie hübsch, sexy oder verrückt man auftreten kann, keiner irgendetwas sagen würde. Man erntet meist nur interessierte oder neidische Blicke. In Amerika hat man sofort Anerkennung und Wertschätzung für etwas erhalten. Sei es für seine Arbeit, für die Persönlichkeit oder für die allgemeinen Lebensumstände, die man gerade durchmacht.

Ich vermisse weniger New York, als Yonkers. New York war wie ein Urlaub. Schön, faszinierend, aber nur von kurzer Dauer. Yonkers war ein Lebensabschnitt. All die verschiedenen Gruppen die ich traf: die Aupairs, Gaby, den Chor, Paulina und die Jungs, Gill, die Truscos (Familie die mich aufnahm) Oscar, die Fitnessleute, Nachbarn.... Und die Umgebung, die ich erkundete: Aqueduct, Grey Station, White Plains, Cross County Mall, Dobbs Ferry, die Parks, Getty Square.... das sind Ressourcen für unendliche Inspirationen und Vorstellungen, aber auch für jede Menge Reue und Trauer. Wut ist ehrlich gesagt keine mehr da. Kein bisschen. Was passiert ist ist passiert, ein kleines Trauma aber irgendwie auch ein spannender Höhepunkt vor dem schönen Ende.

Wahrscheinlich gefiel es mir so gut, weil ich endlich die Hauptrolle in meinem Leben spielte.  Es gab nur mich. Nur meine Entscheidungen. Natürlich gingen Einsamkeit und Isolation Hand in Hand mit Selsbtreflexion und -verwirklichung, aber das Schlechte wird im Nachhinein immer ausgeblednet oder abgeschwächt.

Ich weiß nicht wie lange es noch dauern wird, bis ich nicht mehr jede Nacht zurückdenke und wann ich wieder einen Frühling erleben kann, der nicht von der Yonkerszeit geprägt wird.

Amerika war toll... es gibt genügend negative Aspekte und vorallem nach dem dramatischen Ende müsste man glauben ich würde dort nie wieder einen Fuß hinsetzen wollen, aber dem ist nicht so. Es ist nach wie vor mein Traumland. Ich möchte dort arbeiten und leben. Nur die Voraussetzungen waren nicht ideal, aber mit mehr Unabhähnigkeit und vorallem mehr Erfahung versuche ich diesen Traum wahr zu machen.


Im Nachhinein eine wahnsinnige Geschichte...
Bis bald Nina

2. September 2010

Interview

Hallo liebe Leser,

unter dem link

http://www.main-netz.de/nachrichten/region/marktheidenfeld/martheidenfeld/art11878,1331793

 könnt ihr alle mein Interview, das ich an die Mainecho gegeben habe, nachlesen. Meine Absicht war natürlich aufzuklären und vielleicht endlich mal abzuschließen. Die Äußerungen Kay Webers sind zwar nicht falsch, aber aus dem Zusamenhang gerissen und beziehen sich nicht auf meinen speziellen Fall oder auf frühere Diskussionen. Mein Blog berichtet über all die Probleme und Misverstnändnisse. Aufmerksame und interessierte Leser stellen schnell fest, dass mein Jahr nicht sachgerecht beendet wurde und die Organsiation ihre Aufgaben nicht erfüllt hat. Ich hatte das Aupairjahr freiwillig beendet, deshalb sollte ich selbst ein Abflugdatum nennen und meinen Flug eigenständig buchen. Die Agentur meinte lediglich ich solle bescheid sagen wann ich gehe damit sie genug Zeit habe um einen Ersatz für die Familie zu finden. Bis zu meinem Abreisetermin sollte ich ganz normal weiterarbeiten.

 Somit war die Sache in Ordnung. Das Problem trat erst dann auf, als mich  die Gastfamilie aus fragwürdigen Gründen rauswarf. Die Organsiation prüfte nicht ob eine tatsächliche Gefahr bestand. Sie kam ihrer Verpflichtung, im Falle eines Konflikts für mein Wohl zu sorgen nicht nach. Die Betreuerin, Paola, hatte mich gleich abgewimmelt. Die Programmdirektorin, Dava, machte mir ein zwielichtiges Angebot (ich solle den angebotenen Flug nehmen, mein altes Ticket "verlieren" und dann in Deutschlandd 500 Euro rückerstattet bekommen). Und mit dem lieben Kay Weber hatte ich überhaupt nur einmal zuvor zu tun, nämlich als ich allgemeine Fragen stellte (lange Zeit vor dem Entschluss abzubrechen)  auf die ich nie eine Antwoert bekam, sondern immer nur die Flosskel: " Bei Problemen kannst du dich gerne telefonisch melden". Es ist also falsch zu behaupten ich hätte den Kontakt nicht gewollt, denn einerseits hatte ich zu vergangenen Fragen nie konkrete Antworten bekommen und zum anderen hatte die Agentur auf deutscher Seite nicht ein einziges Wort (außer der Flosskeln) mit mir gewechselt. Nebenbei bemerkt hatte ich dank des Rauswurfs auch kein Telefon mehr...
Meine Mutter und Schwester riefen wohl täglich an und schrieben Emails, Berlin beruhigte sie und sagte stets es sei alles in Ordnung, die Agentur auf amerikanischer Seite würde sich schon um alles kümmern und mir würde es gut gehen und sie müssten sich keine Sorgen machen. Woher wussten die das nur? Telepathische Kräfte wohlmöglich... denn um mein Wohlergehen ging es niemanden.


  Ich hatte also nicht den Hauch einer Chance mich irgendwie zu den Vorwürfen zu äußern. Ich hatte innerhalb einer Nacht alles einfach so verloren, die vertraglich festgelgte Hilfe in Problemsituationen blieb aus. Man erkundigte sich bis heute (!) nicht nach mir, behielt meine Kaution, strich mir die Versicherung, die immerhin für den Aufenthalt gelten sollte und überhaupt bekam ich außer einen Arschtritt gar nichts. Und das alles einfach so! Wegen der "Idee" einer Gastmutter (so Dava)... sowas hatte ich nicht verdient.

Fragt sich nur wie hätte es besser sein sollen? Was will ich eigentlich? Das fragte mich auch Dava: "What do you want?"- "What do I want??? An apology!"- "For what?"--- "For what you did!" Die Gastfamilie hätte mich nicht rauswerfen sollen... bzw. sie hätte nachvollziehbare Gründe nennen sollen. z.B. dass die mich nicht mehr brauchen, dass sie das Geld nicht ausgeben wollten, da sie ja Sandra die Babysitterin hatten, dass sie sich betrogen fühlten, weil ich nicht mehr bei ihnen bleiben wollte usw... Theoretisch, wenn man der Logik der Agentur folgen soll, wäre ich somit keine Gefahr für Kinder gewesen, weshalb ich offiziell noch als Aupair hätte tätig sein können, sodass sie mir das Visum nicht hätten wegnehemen dürfen.

Aber so oder so: im Vertrag steht, dass sie für mich verantwortlich sind bis ich wieder daheim in Deutschland bin. Ich konnte den "angebotenen" Flug nicht wahrnehmen, weil ich schon einen von ihnen selbst abgesegneten anderen Flug hatte. Deswegen sind die noch lange nicht aus dem Schneider oder haben ihr Soll erfüllt. Fairerweise hätte sie mir eine Unterkunft und Verpflegung bis zur Abreise anbieten müssen. Der Betreuer, LCC, bietet normalerweise sein eigenes Heim dafür an. Da ich sagte, dass ich mir eine Unterkunft bei  einer Freundin organisiert habe, hätte die Agentur eine Entschädigung bringen müssen. Immerhin fehlten mir 2 Wochen Gehalt und meine Freundnin hatte viele Unkosten dank mir.

Wer weiß... wer weiß.... all das ist schon höchstkompliziert. Zum Glück habe ich Beweise und Zeugen. Es ist offensichtlich unfair ausgegangen und ich weiß mit 100%iger Sicherheit, dass ich nichts falsch gemacht habe! Ich war eh schon am Boden... Mein Hausarzt hat einen starken Serotonin- und Eisenmangel festgestellt dazu noch eine Verzögerung im Zuckerabbau... Meine physischen und psychischen Leiden sind also ebenfalls bewiesen, was die Gründe meines Abbruchs nachvollziehbar machen und die Handlungen der Agentur noch grausamer erscheinen lassen. Ich war schon am Boden und wurde dann noch mit aller Gewalt getreten.... dabei wollte ich einen ordnungsgemäßen Abgang und das Jahr nur im Guten behalten...

Nina

12. Juni 2010

Konzertaufnahmen!!!!

Halli Hallo,

juhuu Eugene hat uns heute den Link zu den Aufnahmen vom Maikonzert geschickt. Es ist eine Laienaufnahme also nicht wundern wenn es noch nicht ausbalanciert klingt. Die Tonspuren wurden nämlich nochmal extra mit Mikros aufgenommen, damit unsere CD auch richtig professionell klingt. Also was ihr hört/seht ist der ungeschliffene Rohdiamant.

Habt viel Spass!! (achja ich bin das einzige weisse Hemd zwischen den schwarzen^^)

Honegger, La Danse des Morts:
 http://www.megavideo.com/?v=4T0VL75N

Kodaly, Psalmus Hungaricus:
http://www.megavideo.com/?v=82JD4VTP

Nina

6. Juni 2010

letzte Worte...

Projekt USA: abgeschlossen

Nein das natuerlich nicht. Es wird noch lange brauchen bis ich dieses Erlebnis, diese 9 Monate fremde Kultur und anderes Leben wirklich abgeschlossen habe. Bzw. ich glaube das ist gar nicht richtig moeglich. Diese Zeit hat mich unwahrscheinlich gepraegt und ich habe sehr viel gelernt. Ich weiss meine Familie und mein Heimatland mehr zu schaetzen und moechte behaupten dass ich nun noch sicherer bin, dass ich weiss worauf es im Leben ankommt.

Nie wieder moechte ich in absoluter Isolation stupide vor mich hinduempeln, nie wieder moechte ich Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten irgendwie entschuldigen und viel mehr moechte ich auch mal an mich denken und meinem ersten Gefuehl vertrauen. Dieses ewige Verstellen und diese Falschheit, werde ich niemals akzeptieren und werde noch konsequenter damit umgehen.
Von einen Tag auf den anderen leben kann ich nicht. Ich brauche immer ein festes Ziel vor Augen. Ich brauche auch klare Abgrenzungen von Arbeit und Freizeit, Arbeitsplatz und Zuhause. Ich kann kein Untergebener sein. Ich weiss, jeder faengt ganz unten an, aber einen Job in dem man nur die Aufgabe hat es dem anderen so gemuetlich wie moeglich zu machen, ist nichts fuer mich. Ich erwarte mehr Respekt, Gleichberechtigung und Selbststaendigkeit.

Allein beim Thema "Familienplanung" habe ich jede Menge dazugelernt. Wenn Kinder, dann muss man so arbeiten, dass man trotzdem fuer sie da sein kann. Moderne Familien.... Karrierefrauen... nix da! Wer Kinder will, der muss sich auch SELBST um sie kuemmern. Anders sehe ich keine wahre Gluecklichkeit fuer die Kinder (und Eltern!). Babysitter, Nanny, Aupair, Grosseltern... natuerlich geht das ab und zu, aber nicht Tag fuer Tag. Welche gute Mutter will denn auch das Fremde ihre Kinder erziehen und gross ziehen? Jaja das Geld, ich weiss. Dem Kind ist die Mutter trotzdem lieber als der Traumurlaub, der Privatunterricht oder das Markenshirt.

In meinem Leben hat Geld nie wirklich eine grosse Rolle gespielt (und tut es auch nach wie vor nicht), jedoch habe ich erkannt, dass man auch beim Studium oder der Berufswahl eine rationale Denkweise in Erwaegung ziehen sollte. Klar," mach das was dich interessiert", aber kann dich das auch gluecklich machen? Unter Umstaenden ja, aber ich weiss auch, dass ich in Zukunft mehr Freiheit haben moechte. Philosophie und Musik... meine hoechsten Interessen.... Psychologe und Tierarzt....meine Traumjobs... Jura mein Notfallplan.
Gluecklichkeit ist bei mir Freiheit und Sicherheit und heisst nunmal auch Geld. Mit genug Geld ist man beruhigt und sicher, hat die Moeglichkeiten Vieles spontan zu machen und kann auch andere daran teihaben lassen. Weil mir theoretisch jeder Beruf zusagt und gefallen koennte, gehe ich auf Nummer sicher und waehle Jura. Keine Beschraenkungen und hauptsaechlich das eigene Koennen sowie der eigene Ehrgeiz bringen dich weiter. Ich habe natuerlich keine Ahnung ob das fuer mich das Wahre ist, jedoch geht probieren ueber studieren.

Vergleiche zwischen Amerika und Deutschland werden wohl eine ganze Weile stattfinden und ich werde einige in einem Extrapost aufzaehlen. Die USA sind nach wie vor mein Traumland, nur weiss ich dass ich nicht als niedere Arbeitskraft zurueckkehren wuerde. Eine richtige Immigration ist ein Muss und das ist nur dann moeglich, wenn man in der Oeffentlichkeit arbeitet und auch an den gesellschaftlichen Aktivitaten teilnehmen kann. Vorallem aber braucht man Unterstuetzung von Familie oder Freunden. Alleine in der Fremde unter Fremden, isoliert an einem niederen Arbeitsplatz ist Immigration schier ausgeschlossen.

Dies sind alles Themen bis ich ins Endlose weiterspinnen koennte, aber ich denke meine Meinung zu den einzelnen kommt auch in der Kuerze klar rueber. Ich kann nicht noch immer nicht glauben, was alles passiert ist und was ich erlebt habe, jedoch muss ich den grossen Reflektionsprozess alleine durchmachen. Bei Neuigkeiten bezueglich des Projekts werde ich natuerlich posten, aber hiermit mache ich einen offziellen Abschluss.

Danke fuer all die Ratschlaege, wohltuenden Worte, Kommentare und eure vielgschaetzte Aufmerksamkeit und Treue!!! Hoffentlich bis bald!

 eure Nina <3

1. Juni 2010

tag 264: 28.05.2010

Free at Last

Sodelle.... eine gute Woche bin ich schon wieder daheim. Am Anfang war's echt schwer, vorallem das Schlafen war die Hoelle, aber mittlerweile geht es schon wieder.
Das neue Zuhause ist ganz schnuckelig und die Welt scheint geschrumpft zu sein. Die Deutschen sind ploetzlich alle schlank und vorbildlich, wenngleich auch oft mit einer schlechten Aura (ungeduldig, misstrauisch, genervt...).  Alles ist aufgeraeumt und ordentlich, hygienisch, sauber, friedlich und ein bissle langeweilig. Aber das tut der Seele gut. Ein bissle Frieden habe ich genau gebraucht.
Ich bin wahnsinnig froh wieder hier zu sein und ich fange so langsam an das Ganze abzuschliessen. 9 Monate sind schneller vergessen als erwartet. Natuerlich faengt jeder zweite Satz mit "In Amerika war es aber..." an, aber ansonsten bin ich erleichtert, dass ich vorallem seelisch alles recht gut weggesteckt habe.

Dieser unheimliche Vertrauensbruch zwischen mir und der Gastfamilie, diese Boesartigkeit und Unmenschlichkeit werde ich allerdings nie verstehen koennen. Wie kann man einem Menschen all so was antun? Vorallem, wenn doch alles relativ gut lief? Es geht nicht in mein Hirn. Ich habe innerhalb einer Nacht alles verloren und mir haette sonst was passieren koennen. Allein und mittellos in den USA, von Gastfamilie und Organisation in schlimmsten Verruf gebracht.... das kapier ich nicht. Mein ganzes Leben lang versuche ich schon so korrekt wie moeglich zu meinen Mitmenschen zu sein, manchmal auch zu korrekt, aber immer wieder wird man zu tiefst enttaeuscht, verraten und ausgenutzt. Unglaublich....

Schlechte Menschen....  gibt es ueberall und viel zu oft. Bei all dem Mist jedes Mal wieder neutral und unvoreingenommen anzufagen ist verdammt schwer. Immer wieder wird man getaeuscht und man sollte sich einfach auf den ersten Eindruck und das erste Gefuehl verlassen. Bisher hat sich jede Intuition bewahrheitet nur glaubt man immer man sollte es doch abwarten, versuchen und dem Ganzen Zeit geben.

Ich nehme mir fuer die Zukunft vor noch konsequenter zu werden und sofort bei der ersten Unstimmigkeit mein Maul aufzumachen. Kuenstlicher Frieden verschleppt Probleme nur und damit ist keinem geholfen. Nie wieder moechte ich so hintergangen werden. In meinem Blog sehe ich so viele Hinweise auf ein sich vergroesserndes Problem, aber ich bin blind ins Verderben gelaufen. Dumm war ich... naiv.... leichtglaeubig.... oder vielleicht auch nur gutglaeubig? Ich setze im Menschen prinzipiell immer die besten Absichten voraus. Noch ein Fehler. Egoistisch und selbstsuechtig ist er. Das ist keine Beleidigung oder ein Vorwurf, sondern reine menschliche Natur. Der Mensch kann nicht anders. Da ist auch keine Entschuldigung.... Nunja sucht es euch heraus.

Nina

28. Mai 2010

tag 263: 27.05.2010

Clash of Cultures!

Ich habe heute Nacht genau 1 Stunde und 20 Minuten geschlafen. Ich bin die ganze Nacht hellwach dagelegen und konnte einfach nicht einschlafen. Morgends dann, als ich allmaehlich muede wurde, klingelte mein Wecker.

Mama und ich brachten den uebellaunigen Sepp zur Arbeit und gingen anschliessen nach Wertheim. Oh Mann... wie nah hier alles ist. So kleine Strassen, so boppelige Waelder. Und dann Wertheim! Es kommt mir alles so geschrumpft und popelig vor. Ich dachte frueher immer Wertheim waere gross. Aber es ist echt fuer Zwerge gemacht.

Wir gingen einkaufen und ich musste nur lachen. So peinlich sauber wie hier alles ist. Jeder bringt seinen Einkaufskorb und seine Einkaufstasche mit, es gibt Wagenpfand und ueberhaupt ist hier alles so gewissenhaft, vorbildlich und streberhaft. Wir gingen Fruehstuecken und die Angebote waren toll. Belegte Vollkornbroetchen. Wow! Wer will den Schokotorten und Muffins wenn er ein Vollkornbroetchen mit Schinken und Salat haben kann! Ich habe noch nie so ein leckeres Fruehstueck gehabt. Dann ab in den Laden. Man haette echt vom Boden essen koennen... Man vergleiche: Deutschland hat eine riesige Wurst und Brotabteilung und alles ist saubillig! USA hat dafuer Kekse, Kuchen, Fertigbackmischungen, Cerealien, Fertiggerichte, Eiscremes und allerlei paniertes Fleisch und es ist schweine teuer. Verschiedene Welten...


Anschliessend sind wir in die Innenstadt gegangen. Tztztz... mittelalterliche, kleine Haeuschen, gepflasterte Wege, Stadtbrunnen, Bierbaeuche mit Schnauzern und dann dieser fraenkische Dialekt, es kam mir glatt so vor als ob ich in einer Filmkulisse rumlaufen wuerde. Die Kleiderlaeden waren traurig. Alles langweilig und extrem teuer. Meine Mutter fand 15 Euro Tops billig und ich sagte dafuer haette ich 3 Jacken bekommen koennen. Sofort bereute ich es die schoenen Kleider nicht gekauft zu haben... Ich war damals zu geizig. Wir schlenderten innerhlab 10min durch die ganze Stadt und ich kann bis jetzt immer noch nicht fassen wie winzig alles aufeinmal ist. Von New York nach Wertheim.... dazwischen liegen Welten.

Danach sind wir nach Marktheidenfeld zu einem 2nd Hand Laden um mir englischsprachige Buecher zu besorgen. Alice im Wonderland, John Grishams, Shakespeares und sowas wurde gekauft. Und dann erstaunte mcih wieder etwas. Es machte 5 Euro und ich gab auch nur 5 Euro hin. Keine nervige Steuer mehr, die erst hinterher berechnet wird. Nie wieder rechnen, Gott sei dank!

Daheim tat sich nicht viel, ich war so muede musste mich aber bis 20h wach halten. Ich glaube die Umstellung wird haerter als zunaechste angenommen...

Nina

tag 262: 26.05.2010

Alles ist anders und doch so gleich....

Gegen 4 morgends bin ich langsam aber sicher muede geworden. Ich war zwar zuvor im Prinzip 3 Tage am Stueck wach, aber der Jetlag ist schlimmer als erwartet. Demnach habe ich auch bis 14h geschlafen. Der neue Ort ist putzelig und das Haeuschen klein und hoehlenartig. Nachdem ich 9 Monate nur in riesen Haeusern gewohnt hatte ist das schon ein bisschen beengend hier.
Zu Mittag gab es Schweizerauflauf, fuer den ich ich leider nur wenig Geschmack hatte. Es kommt mir wirklich so vor, als ob ich meinen Geschmackssinn verloren haette. Ich hoffe das gibt sich noch. Da es schon so spaet war wurde nichts grossartiges gemacht, hatte ohnehin keine Power. Ich fuehle mich wie nach einem grossen Trauma... als ob das hier meine Kur waere. Sehr komisch... Ich habe meinen PC eingerichtet und mich nach Uni und Jobs umgeguckt. Irgendwie muss es schliesslich weitergehen. Nicht sehr viel.....

Ciao, Nina

26. Mai 2010

tag 261: 25.05.2010

Zurueck in die muetterlichen Haine....

Eieiei! Da stehen sie schon. O Gott. MAAAAMMMIIII!!!! DAS war ein dramatischer Moment. Wiedervereint und uebergelucklich! Und natuerlich der deutsche Charme: "Schlecht siehst du aus!". Danke... habe drei Tage nicht geschlafen und die letzten zwei Wochen die Hoelle durchgemacht. Aber dann kam die Zuversicht: "Das wird schon wieder!". Hach....
Frankfurt: Deutsche ueberall! Broetchen, Wuerstchen, Tuerken! Komisch, komisch. Und wie das Deutsch klingt. Es kommt mir ploetzlich so niedlich und zoegerlich vor, richtig suess. Die ersten Momente waren recht wortkarg, wir waren einfach noch ueberwaeltigt. Mama hat das Auto gesucht waehrend Sepp und ich ungezwungen wie immer redeten.

Die Fahrt ins neue alte Heim, meine Familie ist waehrend ich in den USA war umgezogen, war dahingegen sehr gespraechig. Es wurde kein Wort an die boesen Machenschaften der Organisation verloren, dafuer war das Thema Nummer 1 Essen und Gastfamilienspinnereien. So profan es auch klingt, aber das Essen wird die Deutschen wohl am aller meisten stoeren. Ruehrei, Steak, Waffeln, Pfannkuchen zum Fruehstueck. Burger, Monsetrsandwiches, Hotdogs zum Lunch, Donuts, Kuchen, Muffins gegen 16h, zu Abend nochmal Steak, Pasta, Pizza... Waehrend der Woche Sandras Hexenkueche... Da wundert's iemanden warum alle fett sind. Dann zum Thema Gastfamilie: Gestoert, gestoert, gestoert! Ausgenutzt und weggeworfen wurde man. Keine Entschuldigungen mehr. Die Kinder werden versaut und irgendwann werden sie es den Eltern heimzahlen. Da wuerde ich gerne mal Maeuschen spielen.

Zuhause angekommen. OMG! Bobbel!!!! Mein kleiner suesser Bobbel!!! (ja er traegt einen Hasennamem, aber was soll's). Katzen, die man anfassen kann!!! Jihaaa!!! Wie habe ich das vermisst...
Zum Essen gab es Nina's Nummero Uno Leibgericht: Sauerbraten mit Semmelknoedel und Blaukraut hmmmm..... Danach sind wir zu meinem Schwesterlein Sarah, die ueber die Ferien Haus und Tiere meiner grossen Schwester Tami huetet besuchen gegangen. Das Wetter war schwuel und die Landschaft ist so geordnet. Jeder Grashalm sitzt, jeder Baum steht in Reih und Glied... Deutschland...

Oh wow! Waehrend alle mehr oder weniger gleich geblieben sind, hat sich meiner Schwester um 10 Jahre veraendert. Die sieht aelter aus als ich. Omg... das war mir dann doch sehr befremdend... Aber bis auf die physischen Veraenderunegen ist der Rest trotzdem gleich geblieben. Wie frueher haben wir gleich geredet und fast schon wieder gestritten, ach wie schoen das ist... Anschliessend sind wir zu den Pferden gefahren und es war als waere USA nie gewesen. Zwei verschiedene Leben, die rein gar nichts miteinander zu tun haben...

Wieder daheim habe ich all meine Sachen ausgeraeumt und geordnet (ich hasse Chaos und Unorganisiertheit). Man muesste glauben nach 3 Tagen ohne Schlaf sei ich muede gewesen, aber ich konnte bis um 4h morgends nicht einschlafen....

wieder zuhause, Nina

25. Mai 2010

tag 260: 24.05.2010


It's spread in the news, I'm leaving today...

Man muesste glauben, dass ein so bedeutender Tag irgendwelche speziellen Gefuehle ausloesen wuerde. Aber ich fuehlte recht wenig. Mein Kopf sagte immer wieder: "Du gehst nach Hause, nach 9 Monaten! Nach Hause!!", aber spezielle Gefuehle blieben aus.

Carroll's Sohn hat mich zum JFK gefahren und so waren diese beiden die letzten die mich in den USA sehen wuerden. Es war undramatisch, aber doch herzlich. Ich habe mich bei Carroll immer sehr behuetet und bemuttert gefuehlt und ich habe sie lieb gewonnen. Ich bedankte mich und wir verabschiedeten uns: es ging los.

Ich hangelte mich von einem Problem zum naechsten vor. Nummer eins war natuerlich die Hinfahrt, die durch Carroll's Engagement geloest wurde. Das zweite war das Gepaeck. 2 Gepaeckstuecke mit Uebergewicht... eigentlich sollte es 25$ fuer das erste +50$ fuer Uebergewicht dazu noch 35$ fuer das zweite plus nochmal 50$ fuer das Uebergewicht kosten. Aber nicht fuer Nina. Ich gab dem Kerl 120$, er steckte davon 10 in die eigene Tasche und das Problem war geloest. Weiter zum dritten. Carry On Luggage. Wird meine Reisetasche als Handgepaeck durchgehen? Nach einigen Umraeumungen war auch dies kein Problem mehr. Soooo... 3 Stunden zu frueh musste ich also viel Zeit verplempern, aber irgendwann sass ich im Flieger nach Chicago. 1.5 Stunden und eine aussergewoehnlich sanfte Landung spaeter kam Problem Numero 4. Welches Gate? Hmhmhm... auf der bloeden Tafel stand gar nichts von Frankfurt, wie durch ein Wunder fragte ich auf Anhieb beim richtigen Gate nach. Puh... Nummer 5 waren defekte Reifen des Fliegers, die erst ausgewechselt werden mussten und mir eine Verspaeting von 2 Stunden einbrachten
.
Aber schliesslich war auch dies nur halb so wild. So. Im Flieger nach Frankfurt. 8 Stunden lang... Ich war im Prinzip weiter von Deutschland weg als vorher, doofe Sparangebote. Der Flug war die Hoelle. Ohrenschmerzen, Bauchschmerzen und die lieben nervigen Deutschen vor mir. Der Kerl hat permanent seinen Sitz vor und hinter gemacht und so gegen meine Knie gerammt. Mein Geduld war fast am Ende. Spaeter tauschte er mit seiner Frau den Platz, was ihm sein Leben sicherte. Schlafen konnte ich natuerlich nicht. Ich konnte schon vorige nicht schlafen, war sau muede aber es ging nicht. Irgendwann im Doesen bekam ich ganz kurz Panik, weil das Flugzeug ganz dunkel war und ich ein bissle zu Platzangst neige. Ich beschloss dann einafch nicht mehr zu versuchen einzuschlafen.
Auf Fluegen wird man echt gemaestet, so viel habe ich die ganze Woche nicht zu mir genommen. Man bekommt ein ganzes Tablett mit hundert kleinen Paeckchen und will ja alles probieren.

Wir Flogen in den Tag hinein und meine Gedanken fingen wieder an zu spielen. Vor neun Monaten sass ich hier, unschuldig mit Hoffnungen und Traeumen, wollte so viel erleben und war so aufgeregt und ethusiastisch. Dann kamen saemtliche Erinnerungen an die Zeit danach hoch bis zu diesem Moment. Ernuechtert, aufgeklaert, erfahrener, gebeutelt und froh wieder nach Hause zu koennen.... Nach Hause... das hat eine ganz neue Bedeutung fuer mich.

Als wir landen kamen Probleme 6 und 7. Passkontrolle. Von wegen 'Probleme bei der Einreise'... USA will alles loswerden und Deutschland nimmt alles auf, also war das gar kein Problem. 7 War die Abholung vom Gepaeck. gluecklicherweise kamen beide Koffer unversehrt an...

Nur noch Richtung Exit laufen....
Nina

23. Mai 2010

tag 259: 23.05.2010

Morgen morgen nur nicht heute...

Oh Mann... gestern das wahnsinns Konzert, heute mein letzter Tag und morgen die Abreise. Vor zwei Wochen dachte ich noch dass ich diesen Tag nie erleben wuerde.
Weil ich ewig schlief war der Tag sehr kurz. Den ganzen Tag hatte ich natuerlich Kodaly im Kopf. Normalerweise will man die Stuecke nach einem Konzert erst mal eine ganze Weile nicht mehr hoeren, aber in dem Fall kann ich nicht genug bekommen. Gegen 15 Uhr kam Carroll vorbei und wir plauderten zwei Stunden miteinander. So eine nette Frau... wir sprachen ueber das Konzert und vieles mehr. Naja sie sprach, ich hoerte meistens nur zu. Ich war schon immer auch eine sehr gute Zuhoererin und man weiss ja dass aeltere Menschen gerne erzaehlen. Es ist immer wieder verblueffend, dass es genauso gute wie schlechte Menschen auf der Welt gibt. Ich glaube nur die Haeufigkeit der schlechten ist hoeher. Carroll gehoert eindeutig zu den guten. Sie hat mir extra einen Fahrer zum Flughafen organisiert, weil sie selbst traut sich das nicht mehr. Ein riesen Stein fiel mir vom Herzen und ich konnte ihr gar nicht genug dafuer danken.

Anschliessend machte ich mich bereit fuer das allerletzte Treffen mit Paulina, Jorge, Roberto, Delia, Lana, Ina und Latoya. Traurig machte mich das nicht so sehr. Wir trafen uns um 20h in White Plains Porter House zum gemeinsamen Dinner. Das letzte mal.... Paulina kehrt immer mehr zu ihrer Naturhaarfarbe zurueck, Delia hat viele Pfunde verloren, aber sonst war alles wie immer. Gefuehlt habe ich eigentlich nicht viel. Es waren nicht die besten Freunde, sondern mehr Bekannte. Dass es morgen wieder nach Hause gehen sollte machte mir Angst.

Wir hatten alle riesen Hunger, bestellten Quesadilla und "Tender Chicken" zur Vorspeise und Ich nahm Chicken Panini als Hauptspeise. Und ich hatte einen Karottenkuchen gekauft, den es als Nachtisch gab. Ina tendierte zwar wieder zur Schokotorte, aber ich will in meinem Leben nie wieder Schokotorte essen. Das ist eine von den vielen Sachen die ich in Amerika angefangen habe und zuruecklassen will. Es war recht schoen mit allen, wenngleich auch unwirklich. Vor 9 Monaten fing alles an... so viel ist passiert und morgen ist alles wieder vorbei. Ein komischer Gedanke.... Nach zwei Stunden verabschiedeten wir uns wahrscheinlich fuer immer. Danke fuer die schoenen Momente! Wir waren zwar nur Freunde auf Zeit, aber diese war einzigartig!

Lebt wohl! Nina

tag 258: 22.2010

Eine Aera geht zu Ende,

den ganzen Tag war mir nicht gut. Seit dieser unglaublich netten Rede gestern bin ich ein emotionales Frack. Ich fuehlte mich als ob jemand gestorben waere. Jedes Mal wenn ich wieder an diesen Moment dachte, wure mir ganz anders. Ich bin so traurig und auch gleucklich, dass es mich beinahe zerreisst.

Um 16.15h haben mich Kevin und Carroll abgeholt. Ich konnte nur wenig reden, denn jedes Wort hat auf die Traenendruese gedrueckt. Normal bin ich absolut kein Mensch der grossen Gefuehle (ausser Wut) aber nunja... noch nie habe ich an soetwas Grossem teilgenommen.

Dann ging es on stage fuer ein paar Wiederholungen. Eugene war diesmal so entspannt, so zuversichtlich und froehlich... letztes Mal war er viel nervoeser (und gemeiner). Wir sangen ein paar Einsaetze und dann hiess es Ruhe vor dem Sturm. In einem kleinen Raum warteten wir bis es 19.30h wurde. Ich sprach mit Dietrich und spaeter mit Gill und haette einfach nur heulen koennen. Ich weiss echt nicht was mit mir los ist....
Ploetzlich standen wir aufgereiht auf der Buehne. Erste Reihe, hinter dem Fagott (halb so wild^^). Rechts Tom, links David hinter mir Daryl. Perfekte Sicht auf alles. Das Orchester legte los und erzeugte Donner, dann sprach der Sprecher, der eine wahnsinnig praegnante und erregende Stimme hatte, nun kamen wir:  *bumm* "Souviens-toi homme, que tu es poussiere et que tu retouneras en poussiere". Gott sei dank wir waren zusammen, eine Einheit, praezise und maechtig. Das zweite Stueck hat auch so gut wie nie geklappt. Man muss sich vorstellen, dass jede Stimme ein anderes Lied singt und dass zur gleichen Zeit. Das erfordert viel Konzentration und Sicherheit, ich frag mich immer wie das fuer's Publikum klingen muss... Nach 30min war der Zauber auch schon vorbei und "La danse der Morts" wurde noch nie so gut vorgetragen wie heute.

 Eine riesen Erleichterung machte sich breit.... genau so breit war wohl mein Grinsen danach. Waehrend der Pause redete ich mit Daryl und David was wirklich nett war und mir ein bissle Ablenkung brachte. Ach... wie ich die Jungs vermissen werde....

Um 20h war die Pause zu Ende. Es folgte der Hoehepunkt meines ganzen Daseins (in Amerika zumindest): Kodaly! Einfach jeder mochte Victor. Dieses niedliche Babyface aus Russland, von Eugene importiert mit der gewaltigen Stimme und dem einzigartigen Ausdruck. Als das Stueck seinen Lauf nahm war ich komplett in der musikalischen Welt. Keine Gedanken an Nichts, nur die Musik fuer sich existierte. Der erste Hoehepunkt war genial wie immer und es war so wunderbar zu sehen, wie das Publikum dahin schmelzte und erschuettert wurde. Und endlich, endlich brachte mir das Stueck Erloesung (zweiter Hoehepunkt). Es war unbeschreiblich. Ich fuehlte mich absolut eins mit der Musik, folgte nur noch Eugene. Der Moment war ewig. Ich konnte gar nicht mehr singen (glaube ich) so ueberwaeltigt war ich. Magie! Das war ubernatuerlich! Was Musik alles kann... was Menschen alles zustande bringen... so viel Schoenheit!! Wenn ich jetzt zurueck denke, dann kann ich kaum glauben, dass es wirklich passiert ist.... Als wir den letzten Satz sangen, drehte ich mich kurz um und sah, dass Brian auch weinte und den meisten anderen Chormitgliedern ploetzlich auch ganz anders war... Wow....

Der Applaus ging ewig, Victor hatte es sich verdient und ich stand da, klatschte und strahlte wie ich noch nie zuvor gestrahlt habe. Also ob das Konzert nur fuer mich war.  Vorbei! Ein besseres Ende haette es nicht geben koennen. Wir verliessen die Buehne, Eugene gratulierte jedem einzelnen von uns und umarmte mich nochmals. War das gerade wirklich geschehen? Sind 9 Monate ploetzlich vorbei? Unfassbar... ich ueberreichte Gill und Ariel meine Abschiedsgeschenke und verabschiedete mich von jeden einzelnen Tenor. Wow... zu Ende... wo ich mich doch gerade so wohl wie nie gefuehlt hatte... Das letzte Mal... wie ich diesen Satz hasse... Ich wartete auf Carol um ihnen zu dem gemeinsamen Dinner im Josephina's zu folgen. Ich sass mit Susanna und Erika an einem Tisch was wirklich sehr gut tat. Die beiden waren so lustig und lenkten mich von meiner Trauer ab. Es wurde ein 3 Gaenge Menu serviert. Hummersuppe, Lamm auf Couscous und mehlfreier Schokokuchen. Mittelmaessig. Ich war wohl trotzdem die Einzige die alles aufass, denn ich hatte Eugenes Bitte befolgt und den ganzen Tag nichts gegessen. Was er sagt ist schliesslich Befehl. Drei Stunden sassen wir im Restaurant.... ich habe meine Geschichte noch ein paar Mal erzaehlen duerfen und habe nicht mal mehr eine Wut oder Sonstiges dabei bekommen. Das letzte Mal.... hach...

9 Monate war ich nun hier... nur der Chor hat mir einen Sinn gegeben. Jeder Mittwoch war ein Hoehepunkt. Um jeden Samstag habe ich gekaempft, so viele Stunden habe ich die Musik einstudiert und angehoert... Noch nie habe ich so viel ueber Musik gelernt wie in dieser kurzen Zeit. Ich fuehle mich als ob ich einen Superstar treffen durfte. So unglaublich geehrt und stolz. Und obwohl ich nur ein kleiner, vielleicht unbedeutender Tenor war fuehle ich mich so gluecklich,weil ich einfach dabei sien durfte. Der Chor hat mich in jeder Form gerettet. Und ich danke allen!!! Danke, dass ich bei diesem Prozess dabei sein durfte, danke fuer all die Erfahungen, Inspiration, Leidenschaft und Schoenheit! Ich kann gar nicht beschreiben wie sehr mir das alles bedeutet hat. Danke Eugene!!! Danke Chor!!! Danke Victor und Orchester!!! Ich werde euch nie vergessen und hoffe wir werden uns irgendwann wieder begegnen!!!
Nina

21. Mai 2010

tag 257: 21.05.2010

Balsam fuer die Seele!

Ach... der heutige Tag war einfach zu schoen um wahr zu sein... das Wetter war klasse, ich konnte mich wieder mit meiner Mami austauschen und naja... es war Chorprobe.

Carroll und Kevin haben mich mit ihrem 25 Jahre alten Schlachtschiff abgeholt und wir fuhren zur New York Society for Ethical Culture-Church Manhattan. Zuerst haben die Stuecke gar nicht geklappt. Die Einsaetze waren immer zoegerlich und es hatte einfach nicht die Qualitaet wie sonst. Dann entschied Eugene einen Kodaly-Durchlauf zu machen, der einfach gigantisch wurde! Die Musik hat mich fest in ihren Bann gezogen. Victor ist ein Star, er hat eine emotionale Verbindung zum Stueck und wenn er singt dann vergisst man alles. Auch konnten wir diesmal die traumhaftschoenen Harfen- und Violinensoli hoeren. Als wir dann zum Hoehepunkt kamen, mit vollem Orchester, Solist, Chor und Kinderchor da war es wie...ich sags einfach weil mir keine bessere Beschreibung dazu einfaellt, wie ein musikalischer Orgasmus (sorry fuer dieses Wort). WoW! Unglaublich! Eugene bringt all diese Element zusammen und schafft Uebernatuerliches.
Im zweiten Durchlauf war Honegger auch wieder so gut wie wir es einstudiert hatten und es hatte allen Spass gemacht. Ein halbes Jahr arbeiten wir schon an dem Stueck, doch ploetzlich haben wir alle Probleme weggesungen.

Und dann geschah es. Am Ende der Probe. Eugene hielt eine Rede....- auf mich!!! Er verabschiedete mich und bedankte sich vor der ganzen Gruppe bei mir. Er sagte, dass ich sogar meinen Flug hinausgeschoben habe, was ihn nochmals mehr ehrt, dass er mich sehr als Chormitglied schaetzte und mich sehr vermissen werde, dass ich eine grosse Bereicherung war und er mir viel Glueck und alles Gute fuer die Zukunft wuenscht. Es folgte ein riesen Applaus fuer mich, Blumen und Karten, auf denen die Chormitglieder unterschrieben hatten (sie haben es also die ganze Zeit ueber gewusst). Ich war absolut sprachlos und konnte meine Freude und Trauer natuerlich nicht mehr zurueckhalten. Ich hatte doch nur ein paar Leuten von meiner Sache erzaehlt... So viel Stress, so viel Leid aber das alles hatte einen Wert. Nachdem viele persoenlich zu mir kamen und ich eh schon ein Wasserfall war, kam Eugene nochmals zu mir. Er umarmte mich und sagte mir wie schoen die gemeinsame Zeit war, wie sehr er mich schaetzt und war ganz zuversichtlich, dass wir uns nochmal sehen werden.  Ich war eh kaum noch in der Lage zu sprechen, sagte ihm aber dass der Chor die aller Beste Erfahrung meines ganzen Jahres hier war und dass ich nur wegen ihm solange aushalten konnte.

Die Heimfahrt war einfach nur... traurig... Ich denke ohne den Chor waere ich hier eingegangen. Er hat mir einen Sinn gegeben.... das Konzert ist erst morgen, aber ich sage hier trotzdem schonmal DANKE!!!!

Nina

20. Mai 2010

tag 256: 20.05.2010

Ein gesundes Umfeld!

Und schon wieder bin ich einen Tag naeher an zu Hause. Mit jedem Tag verfliegen Wut und Angst und die Vorfreude auf daheim waechst. Obwohl ich heute wieder ausserordentlich schlecht geschlafen habe... Das Wetter war so mild, schoene 25 Grad warm, eine frische Briese und blauer Himmel. Ich bin mit meinem Frazier in Hastings spazieren gegangen. Diese Stadt ist so klein und fein. In Yonkers hat man sich nie so wohl gefuehlt. Viel zu viel Dreck und Gesindel auf den Strassen. Ich ging zur Bank und habe mein Geld abgehoben. Zuhause konnte ich dann mal nachzaehlen und war ganz erleichtert, dass zusammen mit meinem Ersparten doch mehr "uebrig" bleibt als erwartet. Also waere dieses Problem schon mal geloest.
Danach habe ich mit meinen Geschwistern eine Reunion im Internet gefeiert. 5500km Distanz konnten uns nicht am gemeinsamen Onlinespielen hindern. Ich fuehlte mich wieder fast wie daheim.

Also man fasse zusammen: Hastings und Dobbs Ferry sind wunderschoene Kleinstaedte, Ina's Gastfamilie ist eine richtige Familie, die Dinge miteinander unternimmt, zusammen spielt, isst und fernsieht, ein Hund , der alles nochmal auflockert ist auch dabei. Dazu kommt dass, das Haus sehr gemuetlich ist und trotzdem voller Leben steckt. Ich fuehle mich hier einfach wohl. Yonkers hingegen *schauder*. Dreckig, Gesindel, ein kaltes Haus ohne Persoenlichkeit, Sandra die die Kueche immer bewachte, Mort der immer im Haus rumschlich, immer im Zimmer verbarrikadieren muessen, die Kinder staendig vom Vater seperieren muessen. Nie gemeinsame Aktivitaeten machen koennen, verwahrloste Katzen im Keller... unnatuerlich und krank auf die Dauer. Dieses Umfeld ist dahingegen viel gesuender und wohltuend. Weshalb ich mich auch langsam aber sicher entspanne.

Den ganzen Tag habe ich gefastet um ein allerletztes Mal zu meinem Lieblingschinesen zu gehen. Ach das werde ich vermissen... Oscar kam auch vorbei und ihm schmeckte das Essen gar nicht (mit dem stimmt was nicht). Danach entschieden wir ins Kino zu gehen und es folgten 2 Stunden hirnloses Geballer und Special Effects bei Iron Man 2. Purer Bullshit. Ich waere am Liebsten auf dem Klo geblieben, so schlecht war der... eine Entshaedigung war das erste und letzte Oreo-Mousse-Dessert im Applebees und gegen 00h hiess es Abschied von Cross County Center, Kino, #1 Chinese, Applebees und Oscar nehmen. Ich werde alles in bester Erinnerung behalten!

Lebet wohl! Nina

19. Mai 2010

tag 255: 19.05.2010

Warum bin ich so froehlich?

ja ja... nein nein... doch doch... Also nachdem ich mich nochmal mit meiner Mutter kurzgeschlossen hatte wurde mir eins klar. Ich mache nichts mehr so lange ich hier bin. Das Berliner Buero behauptet aufeinmal, dass ich von Anfang an sehr problematisch gewesen sei und sie sich diese Beleidigungen und Anschuldigugngen meinerseits nicht mehr bieten lassen wollen und gegebenfalls rechtliche Schritte gegen mich einleiten.
Ok, ok, ok. Zum Ersten habe ich vor Monaten ein paar Fragen bezueglich Kaution und Visa gestellt, die die mir nicht beantworten wollten/konnten. Daraufhin habe ich nach den Regeln gefragt und wo ich die Sachen nachlesen koennte. Ganz neutral aus reinem Interesse. Offensichltich haben sie sich schon damals durch meine Neugierde bedroht gefuehlt.
Zweitens habe ich seither nicht ein einziges Wort mit dem Berliner Buero gewechselt, sondern einzig und allein mit Boston. Also wie kann ich die bitte sehr beleidigen und anschuldigen, wenn ich nie mit denen gesprochen habe? Wieso soll ich denn schwierig sein, wenn ich wissen will was meine Rechte sind? Was wollt ihr denn verheimlichen? Des Weiteren habe ich jede einzelne Email aufgehoben und somit alles schwarz auf weiss. Rein formhalber habe ich mir gar nichts vorzuwerfen! Wieso auch? Damals war doch noch alles gut? Und bis heute habe ich nicht eine Mail verfasst die man als Beleidigung ansehen koennte.

Naja.. Jedenfalls mache ich nichts mehr. Nicht weil die gewonnen haben oder ich Angst haette, nein, sondern einfach weil ich keine Kraft mehr habe. Die reden sich den Mund fusselig und vernebeln einem den Verstand. Drehen einem jedes Wort um und zeigen keinerlei Einsicht oder Vernunft.  Stellen unlogische Zusammenhaenge her, unterstellen einen boese Motive, behaupten Unwahrheiten und tun gleichzeitig so verstaendnisvoll und kompromissbereit. Das Problem erkennen die gar nicht. Es geht nicht um den Rueckflug, sondern darum, dass die mich aufgrund einer Aussage einer ueberreagierenden Gastmutter einfach aus allem rausgeworfen haben, mich zu einer unmoeglichen Sache zwangen und dann behaupten man hatte die Wahl. Es geht darum, dass die sich nicht kuemmerten was aus mir wuerde, dass die gar nicht in Erwaegung zogen, dass ich hier ein Leben hatte, dass ich nicht einfach alles von heute auf morgen aufgeben konnte. Darum, dass ich bereits einen Flug aus gutem Grund an einem bestimmten Tag gebucht hatte. Aber nein.... nein.... ich bin doof, gemein, schlage wild um mich, gefaehrde Kinderleben und bin an allem selbst schuld.

Also warum bin ich so froehlich? -Ich weiss nicht. Ich habe beschlossen nichts mehr zu machen, was eine wahnsinnige Erleichterung ist, den Chor hier zu geniessen, entwickle gerade eine riesen Vorfreude auf daheim und glaube tatsaechlich dass alles gut werden wird. Ich finde diese Stimmungsschwankung auch recht eigenartig, aber die Chorprobe heute hat so wahnsinnig gut geklappt. Es hat so viel Spass gemacht und mich erinnert warum ich eigentlich noch hier bin. Ausserdem gehe ich mit dem Chor nach dem Konzert edel dinnieren, sodass das Ganze auch einen gebuehrenden Abschluss bekommt. Der Chor geht ueber alle Probleme hinaus. An soetwas Grossem teilhaben zu koennen ist einfach ein Geschenk. Und beinahe waere es mir genommen worden...

Gute Nacht, Nina